Cannabis Dosierung - Richtig dosieren für optimale Therapieergebnisse
Anwendung

Cannabis Dosierung: Richtig dosieren von Anfang an

Cannabis Rezept Ratgeber
16 Min. Lesezeit
Die richtige Cannabis Dosierung zu finden ist entscheidend für den Therapieerfolg. Erfahren Sie alles über Anfangsdosis, Dosissteigerung und wie Sie die optimale Menge für Ihre Symptome finden.

Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken. Wir geben keine medizinische Beratung. Bei gesundheitlichen Fragen konsultieren Sie bitte einen Arzt.

Die richtige Dosierung ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Cannabis-Therapie. Zu wenig Cannabis bringt nicht die gewünschte Linderung, zu viel verursacht unangenehme Nebenwirkungen. Doch wie findet man die optimale Dosis? In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie alles über Cannabis-Dosierung: von der ersten Anwendung über die schrittweise Steigerung bis zur langfristigen Erhaltungsdosis. Mit praktischen Beispielen, Dosierungstabellen und Expertentipps begleiten wir Sie durch die Einstellungsphase Ihrer Cannabistherapie.

Warum ist die richtige Dosierung so wichtig?

Die Cannabis-Dosierung ist hochindividuell und unterscheidet sich von Patient zu Patient erheblich. Was bei einem Patienten perfekt wirkt, kann bei einem anderen zu schwach oder zu stark sein. Mehrere Faktoren beeinflussen die benötigte Dosis:

Individuelle Faktoren

Körpergewicht und Stoffwechsel: Schwerere Personen benötigen oft höhere Dosen. Der individuelle Stoffwechsel bestimmt, wie schnell Cannabinoide abgebaut werden.

Geschlecht: Frauen reagieren oft empfindlicher auf THC als Männer, was auf hormonelle Unterschiede zurückzuführen ist.

Erfahrung mit Cannabis: Cannabis-naive Patienten benötigen deutlich niedrigere Dosen als Menschen mit Vorerfahrung.

Genetik: Die Dichte und Verteilung von Cannabinoid-Rezeptoren im Körper ist genetisch unterschiedlich.

Alter: Ältere Patienten verstoffwechseln Cannabis oft langsamer und benötigen niedrigere Dosen.

Erkrankungsspezifische Faktoren

Art der Symptome: Akute Schmerzen erfordern andere Dosierungen als chronische Schmerzen. Schlafstörungen werden oft mit höheren Abenddosen behandelt.

Schwere der Erkrankung: Stärkere Symptome benötigen meist höhere Dosen.

Therapieziel: Geht es um Schmerzlinderung, Entspannung, Appetitanregung oder Schlafverbesserung? Jedes Ziel erfordert angepasste Dosierungen.

Produktspezifische Faktoren

THC- und CBD-Gehalt: Der Cannabinoidgehalt bestimmt die Wirkstärke. Eine Sorte mit 20 Prozent THC wirkt doppelt so stark wie eine mit 10 Prozent.

Terpenprofil: Terpene beeinflussen die Wirkung und können sie verstärken oder abschwächen (Entourage-Effekt).

Darreichungsform: Inhalation wirkt schnell und kurz, orale Einnahme langsam und lang anhaltend.

Das Grundprinzip: Start low, go slow

Die Goldene Regel der Cannabis-Dosierung lautet: Start low, go slow - beginnen Sie niedrig und steigern Sie langsam.

Warum dieser Ansatz?

Sicherheit: Sie vermeiden unangenehme Überdosierungen und schwere Nebenwirkungen.

Verträglichkeit: Ihr Körper kann sich allmählich an die Substanz gewöhnen.

Kosteneffizienz: Sie finden die niedrigste wirksame Dosis und verschwenden kein teures Cannabis.

Therapeutischer Erfolg: Eine zu hohe Anfangsdosis kann zu negativen Erfahrungen führen, die Patienten von der Therapie abhalten.

Praktische Umsetzung

Schritt 1: Niedrige Anfangsdosis

Beginnen Sie mit einer sehr niedrigen Dosis, auch wenn Sie glauben, mehr zu benötigen.

Schritt 2: Wirkung abwarten

Warten Sie bei Inhalation 15-30 Minuten, bei oraler Einnahme 60-120 Minuten, bevor Sie nachdosieren.

Schritt 3: Dokumentieren

Notieren Sie Dosis, Uhrzeit, Wirkung und Nebenwirkungen in einem Therapietagebuch.

Schritt 4: Langsam steigern

Erhöhen Sie die Dosis alle 2-4 Tage um kleine Schritte, bis die gewünschte Wirkung erreicht ist.

Schritt 5: Optimale Dosis halten

Wenn Sie die richtige Dosis gefunden haben, bleiben Sie dabei. Weniger ist oft mehr.

Anfangsdosis bei verschiedenen Darreichungsformen

Je nach Darreichungsform unterscheiden sich die empfohlenen Anfangsdosen erheblich.

Cannabisblüten (Inhalation mit Vaporizer)

Empfohlene Anfangsdosis: 0,05-0,1 Gramm (50-100 mg)

Praktische Umsetzung:

Eine typische Cannabis-Sorte enthält etwa 15-20 Prozent THC. Bei 0,1 Gramm mit 18 Prozent THC nehmen Sie etwa 18 mg THC auf. Durch die Inhalation gelangen etwa 30-40 Prozent in den Blutkreislauf, also 5-7 mg THC.

Anwendung:

  • Zerkleinern Sie die Blüten fein
  • Füllen Sie eine kleine Menge in den Vaporizer (etwa eine Fingerspitze)
  • Stellen Sie die Temperatur auf 180-190°C ein
  • Nehmen Sie 2-3 tiefe Züge
  • Warten Sie 15 Minuten und beobachten Sie die Wirkung

Wann steigern:

Falls nach 30 Minuten keine ausreichende Wirkung eintritt, erhöhen Sie beim nächsten Mal auf 0,15 Gramm.

Cannabis-Öle und Tropfen

Empfohlene Anfangsdosis: 2,5-5 mg THC oder 10-20 mg CBD

Praktische Umsetzung:

Ein 10-prozentiges THC-Öl enthält 10 mg THC pro 0,1 ml (etwa 2-3 Tropfen). Beginnen Sie mit 2-3 Tropfen.

Anwendung:

  • Tropfen Sie das Öl unter die Zunge (sublingual)
  • Halten Sie es 60-90 Sekunden im Mund, bevor Sie schlucken
  • Nehmen Sie das Öl nicht auf nüchternen Magen ein
  • Warten Sie mindestens 90 Minuten vor einer weiteren Dosis

Dosissteigerung:

Erhöhen Sie alle 3-4 Tage um 2,5 mg THC oder 5-10 mg CBD.

Fertigarzneimittel

Sativex (Mundspray):

  • Anfangsdosis: 1 Sprühstoß abends
  • Jeder Sprühstoß enthält 2,7 mg THC und 2,5 mg CBD
  • Steigerung um 1 Sprühstoß alle 3-7 Tage
  • Maximaldosis: 12 Sprühstöße täglich (in der Praxis oft weniger ausreichend)

Dronabinol (Tropfen):

  • Anfangsdosis: 2,5 mg THC zweimal täglich
  • Steigerung um 2,5 mg alle 2-3 Tage
  • Erhaltungsdosis meist 5-20 mg täglich

Essbare Cannabisprodukte (Edibles)

In Deutschland sind Edibles nicht als Medizin zugelassen, aber einige Patienten stellen Cannabis-Butter oder -Öl zum Backen her.

Vorsicht: Orale Aufnahme über Nahrung hat die stärkste und längste Wirkung.

Empfohlene Anfangsdosis: 2,5-5 mg THC

Wichtig: Die Wirkung tritt erst nach 60-180 Minuten ein und hält 6-8 Stunden an. Viele Überdosierungen passieren, weil Patienten zu früh nachnehmen.

Dosierung nach Erkrankung und Symptom

Verschiedene Beschwerden erfordern unterschiedliche Dosierungsstrategien.

Chronische Schmerzen

Ziel: Konstante Schmerzlinderung über den Tag

Typische Dosierung:

  • Inhalation: 0,1-0,3 Gramm 3-4 mal täglich
  • Oder: Cannabis-Öl 5-15 mg THC 2-3 mal täglich

Strategie:

Beginnen Sie morgens mit einer niedrigen Dosis. Ergänzen Sie nach 4-6 Stunden. Abends oft höhere Dosis für besseren Schlaf.

Kombination: Manche Patienten kombinieren Öl (langanhaltende Basiswirkung) mit Blüten (schnelle Zusatzlinderung bei Schmerzspitzen).

Neuropathische Schmerzen

Besonderheit: Oft resistent gegen Opioide, gutes Ansprechen auf Cannabis

Typische Dosierung:

  • Oft höhere Dosen nötig: 10-20 mg THC 2-3 mal täglich
  • CBD kann unterstützend wirken: 20-40 mg täglich

Tipp: Sorten mit ausgeglichenem THC:CBD-Verhältnis (1:1 oder 2:1) wirken oft gut.

Schlafstörungen

Ziel: Einschlafhilfe und Durchschlafen

Typische Dosierung:

  • Inhalation: 0,15-0,3 Gramm 30-60 Minuten vor dem Schlafengehen
  • Oder: Cannabis-Öl 10-20 mg THC 1-2 Stunden vor dem Schlafengehen

Strategie:

Höhere Einzeldosis am Abend. THC-betonte Sorten wirken besser als CBD-betonte. Indica-dominante Sorten bevorzugen.

Timing: Bei Ölen früher einnehmen (längere Anflutzeit), bei Inhalation kurz vor dem Zubettgehen.

Übelkeit und Erbrechen (Chemotherapie)

Ziel: Übelkeit verhindern, Appetit anregen

Typische Dosierung:

  • 5-10 mg THC 2-3 Stunden vor der Chemotherapie
  • Dann alle 4-6 Stunden 5-10 mg THC

Besonderheit: Oft werden niedrigere Dosen benötigt als bei Schmerzen. Zu viel THC kann Übelkeit verstärken.

Alternative: Nabilon oder Dronabinol in standardisierter Form.

Appetitlosigkeit und Kachexie

Ziel: Appetitanregung, Gewichtszunahme

Typische Dosierung:

  • 2,5-5 mg THC 1-2 Stunden vor den Mahlzeiten
  • 2-3 mal täglich

Strategie: Niedrige Dosen reichen oft. THC-betonte Sorten wirken appetitanregend.

Multiple Sklerose (Spastiken)

Typische Dosierung:

  • Sativex: 4-8 Sprühstöße täglich
  • Oder: Cannabisblüten 0,2-0,5 Gramm 2-3 mal täglich

Besonderheit: Ausgeglichenes THC:CBD-Verhältnis oft optimal.

Angststörungen und PTBS

Vorsicht: THC kann Angst verstärken, CBD wirkt anxiolytisch (angstlösend)

Typische Dosierung:

  • CBD-dominante Sorten: 20-40 mg CBD 2-3 mal täglich
  • Nur niedrige THC-Dosen: 2,5-5 mg

Strategie: Start mit reinem CBD, erst bei Bedarf minimal THC hinzufügen.

Migräne

Ziel: Anfallsprävention oder akute Linderung

Typische Dosierung:

  • Prävention: Niedrige Dosis täglich (5-10 mg THC)
  • Akute Attacke: Schnelle Inhalation 0,1-0,2 Gramm bei ersten Anzeichen

Praktische Dosierungstabelle

Hier eine Übersicht typischer Dosierungsbereiche:

Cannabisblüten (pro Einzelanwendung)

DosierungMengeBeschreibung
Mikrodosis0,01-0,05 gFür sehr empfindliche Personen
Niedrige Dosis0,05-0,15 gAnfänger, leichte Symptome
Mittlere Dosis0,15-0,3 gDurchschnittlicher Bedarf
Höhere Dosis0,3-0,5 gStarke Symptome, erfahrene Nutzer
Hohe Dosis0,5-1 gSchwere Erkrankungen, hohe Toleranz

Cannabis-Öle (Tagesdosis THC)

DosierungTHC-MengeBeschreibung
Mikrodosis1-2,5 mgSehr vorsichtiger Start
Niedrige Dosis2,5-10 mgAnfänger, milde Symptome
Mittlere Dosis10-25 mgTypischer Bedarf
Höhere Dosis25-50 mgStarke Symptome
Hohe Dosis50-100+ mgSchwere Erkrankungen, aufgebaute Toleranz

Mikrodosierung: Weniger ist manchmal mehr

Mikrodosierung bedeutet, mit sehr niedrigen Dosen zu arbeiten, die gerade unterhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle liegen.

Vorteile der Mikrodosierung

Minimale Nebenwirkungen: Kaum psychoaktive Effekte, normale Alltagsfähigkeit bleibt erhalten.

Kosteneffizienz: Sehr geringer Verbrauch.

Langfristige Verträglichkeit: Weniger Toleranzentwicklung.

Subtile Wirkung: Entzündungshemmend, stimmungsaufhellend, konzentrationssteigernd ohne “High”-Gefühl.

Praktische Mikrodosierung

Cannabisblüten: 0,01-0,03 Gramm 2-3 mal täglich

Cannabis-Öl: 1-2,5 mg THC 2 mal täglich

Anwendungsbereiche: Chronische Entzündungen, leichte Schmerzen, Stimmungsschwankungen, Kreativitätsförderung.

Häufige Dosierungsfehler vermeiden

Fehler 1: Zu schnell steigern

Problem: Überdosierung, unangenehme Nebenwirkungen, Therapieabbruch.

Lösung: Halten Sie sich an das Prinzip “Start low, go slow”. Warten Sie mindestens 2-3 Tage zwischen Dosissteigerungen.

Fehler 2: Zu früh nachdosieren

Problem: Besonders bei oraler Einnahme tritt die Wirkung verzögert ein. Patienten nehmen zu früh nach und überdosieren.

Lösung: Warten Sie bei Ölen mindestens 90 Minuten, bei Edibles 2-3 Stunden, bevor Sie nachnehmen.

Fehler 3: Keine Dokumentation

Problem: Ohne Therapietagebuch vergessen Sie, welche Dosis bei welchen Symptomen geholfen hat.

Lösung: Führen Sie ein detailliertes Tagebuch mit Dosis, Uhrzeit, Wirkung, Nebenwirkungen und Symptomstärke.

Fehler 4: Verschiedene Sorten ohne Anpassung

Problem: Eine Sorte mit 10 Prozent THC benötigt eine andere Menge als eine mit 20 Prozent THC.

Lösung: Passen Sie die Gramm-Menge an den THC-Gehalt an. 0,2 g mit 10 Prozent THC entspricht etwa 0,1 g mit 20 Prozent THC.

Fehler 5: Unregelmäßige Einnahme

Problem: Bei chronischen Symptomen hilft regelmäßige Einnahme besser als sporadische Anwendung.

Lösung: Halten Sie feste Einnahmezeiten ein, um einen konstanten Cannabinoid-Spiegel aufzubauen.

Fehler 6: Ignorieren von Nebenwirkungen

Problem: Nebenwirkungen sind oft ein Zeichen, dass die Dosis zu hoch ist.

Lösung: Bei Schwindel, Angst, Herzrasen oder starker Müdigkeit reduzieren Sie die Dosis. Umfassende Informationen zu Cannabis-Nebenwirkungen und wie Sie damit umgehen finden Sie in unserem Spezialratgeber.

Das Therapietagebuch: Ihr wichtigstes Werkzeug

Ein strukturiertes Therapietagebuch hilft Ihnen und Ihrem Arzt, die optimale Dosierung zu finden.

Was sollten Sie dokumentieren?

Grunddaten:

  • Datum und Uhrzeit
  • Cannabis-Sorte und THC-/CBD-Gehalt
  • Darreichungsform
  • Genaue Menge (in Gramm oder mg)

Wirkung:

  • Wirkungseintritt (nach wie vielen Minuten?)
  • Wirkungsdauer
  • Symptomlinderung auf einer Skala 1-10
  • Positive Effekte (z.B. bessere Stimmung, guter Schlaf)

Nebenwirkungen:

  • Art der Nebenwirkung
  • Stärke auf einer Skala 1-10
  • Dauer

Kontext:

  • Hatten Sie vorher gegessen?
  • Weitere Medikamente eingenommen?
  • Besondere Aktivitäten oder Stress?

Beispiel-Eintrag

Datum: 12.10.2025, 18:30 Uhr
Sorte: Bedrocan (22% THC)
Menge: 0,15 g via Vaporizer
Symptome vorher: Schmerz 7/10

Wirkungseintritt: nach 10 Minuten
Wirkungsdauer: etwa 3 Stunden
Schmerzlinderung: Schmerz reduziert auf 3/10
Positive Effekte: Entspannung, bessere Beweglichkeit
Nebenwirkungen: Leichte Mundtrockenheit, keine weiteren
Bewertung: Gute Wirkung, Dosis passt

Dosissteigerung: Der Weg zur optimalen Menge

Phase 1: Einstellungsphase (Woche 1-2)

Ziel: Herantasten an die wirksame Dosis

Vorgehen:

  • Start mit Anfangsdosis
  • Alle 2-3 Tage um 10-20 Prozent steigern
  • Wirkung und Nebenwirkungen genau beobachten
  • Bei ausreichender Wirkung: Dosis beibehalten

Beispiel Cannabisblüten:

  • Tag 1-2: 0,05 g
  • Tag 3-5: 0,08 g
  • Tag 6-8: 0,12 g
  • Tag 9-11: 0,15 g
  • Tag 12+: Optimale Dosis gefunden bei 0,15 g

Phase 2: Feintuning (Woche 3-4)

Ziel: Optimierung der Dosis und des Zeitplans

Vorgehen:

  • Häufigkeit der Anwendungen anpassen
  • Tageszeit optimieren (morgens/mittags/abends)
  • Verschiedene Sorten testen
  • Balance zwischen Wirkung und Nebenwirkungen finden

Phase 3: Erhaltungsphase (ab Woche 5)

Ziel: Stabile, langfristige Dosierung

Vorgehen:

  • Gefundene Dosis beibehalten
  • Nur bei Änderung der Symptome anpassen
  • Regelmäßige Rücksprache mit dem Arzt
  • Eventuell Dosisreduktion versuchen

Toleranzentwicklung und Therapiepausen

Was ist Toleranzentwicklung?

Bei langfristiger Cannabis-Einnahme kann sich eine Toleranz entwickeln: Die gleiche Dosis wirkt schwächer, und Sie benötigen mehr für die gleiche Wirkung.

Wie häufig tritt Toleranz auf?

Nicht bei allen Patienten, aber bei etwa 30-50 Prozent der Langzeitnutzer. Die Entwicklung ist sehr individuell.

Strategien gegen Toleranz

Niedrigste wirksame Dosis nutzen: Je niedriger die Dosis, desto langsamer entwickelt sich Toleranz.

Regelmäßige Therapiepausen: 1-2 Tage Pause alle 4-8 Wochen können die Cannabinoid-Rezeptoren regenerieren.

Sortenrotation: Wechseln Sie zwischen verschiedenen Sorten mit unterschiedlichen Cannabinoid- und Terpen-Profilen.

CBD hinzufügen: CBD kann die Toleranzentwicklung gegenüber THC verlangsamen.

Dosisreduktion: Versuchen Sie vorsichtig, die Dosis schrittweise zu senken. Oft funktioniert auch eine niedrigere Menge wieder.

Besondere Patientengruppen

Ältere Patienten (65+)

Besonderheiten:

  • Verlangsamter Stoffwechsel
  • Oft Mehrfachmedikation (Wechselwirkungen beachten)
  • Höheres Sturzrisiko bei Schwindel

Empfehlung:

  • Noch niedrigere Anfangsdosis: 0,025-0,05 g oder 1-2 mg THC
  • Langsamere Dosissteigerung
  • Engmaschige ärztliche Kontrolle

Kinder und Jugendliche

Besonderheiten:

  • Cannabis kann die Gehirnentwicklung beeinflussen
  • Nur bei schweren Erkrankungen wie Epilepsie empfohlen
  • Meist CBD-reiche, THC-arme Präparate

Empfehlung:

  • Nur unter strenger ärztlicher Aufsicht
  • CBD bevorzugen
  • Niedrigste mögliche Dosis

Schwangere und Stillende

Klare Empfehlung: Cannabis sollte in Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden.

Cannabinoide gehen in die Muttermilch über und können die Entwicklung des Kindes beeinflussen.

Interaktion mit anderen Medikamenten

Cannabis kann mit anderen Medikamenten interagieren und deren Wirkung verstärken oder abschwächen.

Wichtige Wechselwirkungen

Sedativa und Schlafmittel: Cannabis verstärkt die müde machende Wirkung. Dosisanpassung oft nötig.

Opioide: Cannabis kann die schmerzlindernde Wirkung verstärken, was eine Reduktion der Opioiddosis ermöglicht.

Blutverdünner (z.B. Warfarin): Cannabis kann die blutverdünnende Wirkung verstärken. Engmaschige Kontrolle der Gerinnungswerte.

Antidepressiva: Mögliche Wechselwirkungen, insbesondere mit MAO-Hemmern. Ärztliche Absprache wichtig.

Blutdruckmedikamente: Cannabis kann den Blutdruck senken. Kombination mit Blutdrucksenkern kann zu niedrigem Blutdruck führen.

Empfehlung: Informieren Sie Ihren Arzt über alle Medikamente, die Sie einnehmen.

Praktische Tipps für den Alltag

Tipp 1: Setzen Sie sich realistische Ziele

Erwarten Sie keine Wunderheilung. Ziel ist eine spürbare Verbesserung der Symptome, nicht unbedingt vollständige Schmerzfreiheit.

Tipp 2: Planen Sie Ihre Einnahme

Berücksichtigen Sie den Wirkungseintritt. Bei wichtigen Terminen oder Autofahrten planen Sie entsprechend.

Tipp 3: Haben Sie Geduld

Die optimale Dosierung zu finden dauert oft Wochen. Geben Sie nicht zu früh auf.

Tipp 4: Kommunizieren Sie mit Ihrem Arzt

Regelmäßige Rücksprache hilft, die Therapie anzupassen und Probleme frühzeitig zu lösen.

Tipp 5: Qualität vor Quantität

Eine gute Sorte in richtiger Dosierung wirkt besser als große Mengen minderwertigen Cannabis.

Tipp 6: Hören Sie auf Ihren Körper

Sie kennen Ihren Körper am besten. Wenn etwas nicht stimmt, passen Sie die Dosis an.

Zusammenfassung: Die wichtigsten Dosierungsregeln

1. Start low, go slow: Beginnen Sie mit einer niedrigen Dosis und steigern Sie langsam.

2. Individuelle Dosierung: Jeder Patient braucht eine andere Dosis. Vergleichen Sie sich nicht mit anderen.

3. Dokumentieren Sie alles: Ein Therapietagebuch ist unverzichtbar für den Therapieerfolg.

4. Geduld ist der Schlüssel: Die Einstellungsphase dauert mehrere Wochen. Überstürzen Sie nichts.

5. Weniger ist oft mehr: Die niedrigste wirksame Dosis ist die beste Dosis.

6. Regelmäßigkeit bringt Erfolg: Bei chronischen Symptomen hilft eine regelmäßige Einnahme besser als sporadische Anwendung.

7. Nebenwirkungen ernst nehmen: Sie sind ein Zeichen, dass die Dosis angepasst werden muss.

8. Ärztliche Begleitung: Sprechen Sie Veränderungen mit Ihrem Arzt ab.

Fazit: Die richtige Dosis macht den Unterschied

Die Cannabis-Dosierung ist eine Kunst, keine exakte Wissenschaft. Was bei einem Patienten perfekt wirkt, funktioniert beim nächsten möglicherweise nicht. Deshalb ist ein individueller, geduldiger Ansatz so wichtig.

Mit dem Prinzip “Start low, go slow”, einem strukturierten Therapietagebuch und enger Zusammenarbeit mit Ihrem Arzt finden Sie die optimale Dosierung für Ihre Beschwerden. Geben Sie sich und Ihrem Körper Zeit, sich auf die Therapie einzustellen.

Die richtige Dosis zu finden ist der entscheidende Schritt zu einer erfolgreichen Cannabis-Therapie. Mit den in diesem Ratgeber vorgestellten Strategien und praktischen Tipps sind Sie bestens vorbereitet, um diesen Weg erfolgreich zu gehen. Denken Sie daran: Jeder kleine Schritt in Richtung Symptomlinderung ist ein Erfolg.

Ähnliche Artikel